Die Lobeshymnen auf Tomas Tranströmer waren ebenso zahlreich, wie die Anzahl derer, die den Lyriker und sein Werk kennen und verehren. Das war allerdings vor der Bekanntmachung, daß der schwedische Autor den Nobelpreis für Literatur erhalten wird. Danach stiegen die Verneigungen auf ein Maß, das mindestens als wohlwollend zu bezeichnen war. Die Lesergemeinde des Nobelpreisträger dürfte indes klein geblieben sein. Gedichte sind eben nicht die ganz gewöhnliche Kost des gemeinen Lesers. Die Zeilen von Tranströmer sind meistens kurz (was in den Kritiken als dichte Sprache bezeichnet wurde) und handeln vom ganz normalen Leben: wie Romane von Paulo Coelho, nur mit Tiefgang oder wie die Schinken von Ken Follett, aber mit etwa 1.000 Seiten weniger Text.
Erstaunlich in diesem Zusammenhang ist die Rolle des Hanser Verlags. Auffallend viele Literatur-Nobelpreisträger werden dort verlegt. Daher darf die Frage gestattet sein: wird Henning Mankell den Preis je entgegen nehmen können, oder scheitert er daran, dass in den nächsten fünfzig Jahren kein Schwede wieder an der Reihe sein wird? Hier das Kultur-Kolumne-Gedicht im Tranströmer-Stil:
Herbst
Gestalten formen sich
im Dunkel der Straße.
Die Kälte des Abends ist jetzt merklich,
die Farben sind andere geworden.
Stille.
Heute ist die Familie beisammen.
Am Herbstabend vermisst keiner etwas.
Der Himmel leuchtet nicht.
Ruhe.
Der Acker ist hart und grau.
Jegliches Grün ist fern.
Geräuschlosigkeit auch auf dem Meer.
Schreibe einen Kommentar